Wolkenhände - Bedeutung des chinesischen Zeichens

Bewegungen im Qigong oder Tai Chi haben häufig chinesische Bezeichnungen, die es dem Praktiker vereinfachen sich Bewegungsabfolgen zu merken.

 

Natürlich kann man die Bewegungen auch einfach mit Nummern belegen und merkt sich so Bewegung eins, zwei, drei. Diese Praxis wird für Basisbewegungen in der chinesischen Kampfkunst tatsächlich eingesetzt, doch in der Praxis des Qigong und Tai Chi Chuan haben sich Bezeichnungen etabliert, für die im chinesischen jeweils ein Zeichen steht.

 

Diese Zeichen werden teilweise unterschiedlich übersetzt und auch die Bedeutung von Worten ist kulturell unterschiedlich. Für die chinesischen Zeichen gibt es eine vereinfachte Schreibweise und eine traditionelle Art, die umfangreichere Zeichen aufweist.

Wolkenhände im Tai Chi Chuan und Qigong

 

Am Beispiel der „Wolkenhände“ betrachte ich im Folgenden, welche Hinweise die Zeichen für die Bewegung und Inhalte der Übung dem Praktiker geben.

 

Die Wolkenhände gibt es sowohl im Qigong (18 Harmonische Bewegungen – Teil 1) als auch im Tai Chi Chuan.

 

Die Ausführung ist dahingehend gleich, dass sich jeweils beide Hände von einer Körperseite zur anderen bewegen und der Höhenwechsel zwischen linker und rechter Hand jeweils an den Körperseiten erfolgt.

 

Im Tai Chi Chuan werden dabei noch die Füße bewegt.

 

Das chinesische Zeichen für Wolken

 

Das chinesische Zeichen für Wolken besteht in traditioneller Zeichenform aus zwei Teilen.

Der obere Teil zeigt Regen, der aus den Wolken fällt. Der untere Teil symbolisiert das aufsteigende Wasser als Dampf.

 

Wolken sind im Wasserkreislauf wichtig als Mittler zwischen Verdunstung und Niederschlag. Sie entstehen durch aufsteigendes Wasser und vergehen durch Regen. Somit sind in dem Schriftzeichen Wolken die beiden Gegensätze Yin und Yang manifestiert. Oben und unten sind zwei Qualitäten.

 

Bei der Ausführung der Wolkenhände soll sich der Praktizierende der Zustände zwischen der oberen und unteren Hand bewusst werden und Bewusstsein. Die untere Hand wird zur oberen Hand, so wie der aufsteigende Wasserdampf zur Wolke wird. Die obere Hand wird zur unteren Hand, so wie die Wolke durch den Regen sich auflöst und zu Wasser wird.

 

Dieser Vorgang ist ein sich wiederholender, nicht stoppender Kreislauf.

 

Yin und Yang.

 

Im großen Yin ist das kleine Yang und im großen Yang ist das kleine Yin.

 

Das eine bedingt im Extrem das andere. Der Wechsel auf der linken und rechten Körperseite zwischen der oberen und unteren Hand symbolisiert diesen Wechsel.

 

Das Bewegungsmuster wird am besten von einem kundigen Lehrer vermittelt. Die Erfahrung und das Erleben des Wechsels zwischen Yin und Yang entsteht durch die Übungspraxis. Wie bei allen Übungen gibt es auch hier keine Abkürzung zum regelmäßigen Üben. Die wiederholte Übungspraxis führt zum Erfahren der wechselhaften Zustände in den Händen, Armen und gesamten Körper.

 

 

"Wer viel die Wolkenhände übt, blickt ruhig und gelassen durch die Wolken."

Jan Leminsky

 

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Kristina (Mittwoch, 14 August 2024 19:44)

    wieder ein guter philpsphischer Hintergrund für die körperliche Erfahrung , Anreiz zum meditativen Üben in der Welt. Danke

  • #2

    Matthias (Freitag, 16 August 2024 10:20)

    Ich mache erstmals Qigong im Rahmen einer Reha. Was dabei wohl aus Zeitgründen fehlt, ist das Hintergrundwissen über die Bewegungsabläufe. Sehr hilfreich, Jan!

  • #3

    Serge und Iris (Freitag, 16 August 2024 20:37)

    Einst… und sehr lange, eine etwas ungeliebte Form für mich, gar in Teilen disharmonisch. Mittlerweile jedoch nicht mehr. Wenn man sie verstanden hat, zieht frau viel aus dieser Bewegungsfolge. Danke auch für die bildliche Darstellung, Jan.