Baihui - Scheitelpunkt des Übens
Beim Üben von Taijiquan und Qigong gibt es Gemeinsamkeiten. Im Rahmen einer Artikelserie widme ich mich den verschiedenen Aspekten.
Beim Praktizieren helfen fünf Punkte für die Eigenkontrolle und für die weitere Entwicklung. Hierbei handelt es sich um zwei Haltungspunkte, einen Bewegungspunkt und zwei Strömungspunkte.
Am Anfang des Lernens stehen die Haltungspunkte, da diese Punkte für die Körperstruktur von großer Bedeutung sind. Ohne eine korrekte Struktur ist das Üben der einzelnen Bewegungen ohne Fundament und somit sinnlos bis sogar schädlich.
Der Baihui ist der erste Haltungspunkt
Der Baihui befindet sich auf der Mitte des Schädeldaches.
Er ist am Schnittpunkt der Verbindungslinie der höchsten Punkte der Ohrmuschel und der Kopfmittellinie (Nasenwurzel zur Wirbelsäule über den Schädel).
Der Baihui ist die Zusammenkunft aller Yang Leitbahnen.
Drücken mit dem Daumen auf den Baihui beruhigt und entspannt. Ein leichter Schmerz darf verspürt werden.
"Nach der Öffnung des Kronenchakra kann Licht und Energie von der Seele, dem achten Chakra, in den Herzraum und in weitere Körperbereiche leichter fließen. Dies bringt Helligkeit ins Bewusstsein, diese „Luminiszenz“ ist aufhellend, sie weitet sich breiter und auch höher nach oben aus. So wird man auch beseelt und ergriffen von hellen und freudvollen Gedanken." Quelle: https://blog.deutsche-akupunktur-gesellschaft.de/baihui-ein-ganz-besonderer-akupunkturpunkt/
Zu unserer Haltung:
Wir können uns vorstellen, dass an diesem Punkt ein Faden befestigt ist, an dem wir sanft nach oben gezogen werden. Mit dieser Vorstellung werden wir aufgerichtet und strecken uns Richtung Himmel .
Oder wir benutzen die Idee 7 m vor sich auf den Boden zu schauen und einen Punkt zu fixieren. Auf diese Art wird eine Aufrichtung des Kopfes erreicht, der auch erreicht wird, wenn das Kinn leicht angezogen wird.
Im westlichen Kulturkreis wurde früher für eine gute Körperaufrichtung ein Buch auf den Kopf gelegt, Jugendliche mussten mit diesem Buch auf dem Kopf das aufrechte Gehen üben.
Im chinesischen ist es dann eine Teetasse, die auf dem Kopf balanciert wird.
Das Buch oder Teetasse haben den Nachteil, dass durch das Eigengewicht Druck auf den Körper ausgeübt wird und nach dem Entfernen der Impuls zur aufrechten Haltung fehlt.
Hier empfehle ich einen Holzring (Gardinenring) auf den Kopf zu legen oder sich aus einem Seidentuch ein „Nest“ zu gestalten und es auf den Kopf zu legen.
Sowohl der Holzring als auch das „Nest“ sind aus meiner Erfahrung besser geeignet, da sie durch ihr Eigengewicht fast unbemerkt auf dem Kopf liegen.
Wenn mit diesem "Kontrollinstrument" geübt wird, ergibt sich von alleine eine aufrechte Körperhaltung. Ansonsten rutscht der Holzring oder das Tuch-Nest vom Kopf und man erkennt, wo man seine aufrechte Haltung verlassen hat.
Spannenderweise sind eigene Wahrnehmung und reale Ausführung zu Beginn des Übens noch weiter voneinander entfernt. Sofern kein Lehrer für die Korrektur der Körperhaltung verfügbar ist, kann auch eine einfache Tür helfen.
Man stellt sich mit den Hacken an die Tür und Gesäß, Rücken und Kopf werden an die Tür gelehnt. Jetzt ist eine aufrechte Körperhaltung gegeben, die gehalten werden sollte ohne sich anzulehnen. Die Tür wird also überall nur leicht berührt.
Dieser Tür-Check ist für die Haltungspunkte eine gute Eigenkontrolle und wird beim nächsten Haltungspunkt mit einem anderen Schwerpunkt erneut verwendet.
Viel Freude beim Üben.
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Serge und Iris (Sonntag, 06 November 2022 06:50)
Vielen Dank, lieber Jan!
Trotz jahrelangem Übens merkt man ab und zu dann doch, daß man sich von der korrekten, aufrechten Haltung schon mal wieder entfernt. Dein Artikel ist ein guter Hinweis, wieder verstärkt darauf zu achten. Wir werden (weiter) üben!