Die acht Brokate, auch Ba Duan Jin, sind alte Qigong-Bewegungen, die erstmals in der Song-Dynastie (960 bis 1279) schriftliche Erwähnung fanden. Hong Mai (1123 bis 1202) berichtete in einem Text von einen gewissen Li Siju, der die Acht Brokate praktizierte.
Die Bezeichnung „Ba Duan Jin“ (übersetzt „Acht Stücke Brokat“) bezieht sich auf die kostbaren Brokatstoffe, die meist aus edler, wertvoller Seide gewebt waren.
Das Wort "Brokat" deutet an, dass es sich um besonders wertvolle Übungen handelt. Je nach Tradition unterscheidet sich die Ausführung voneinander, was aber die positiven Auswirkungen nicht
schmälert. Die Übungen sollten aber immer einer klaren Struktur folgen. Es wurden bereits 64 unterschiedliche Varianten gezählt, aber sicher gibt es noch mehr.
Die "Acht Brokatübungen" werden dem "traditionellem Bewegten Qigong" (Donggong) zugeordnet, da jede der acht Übungen aus festgelegten Bewegungsfolgen besteht. In der Regel werden die Bewegungen sanft kontinuierlich im langsamen Tempo, aufrecht stehend und gleichmäßig ausgeführt.
Im Kung Fu (Gongfu) Training der Shaolin-Kampfmönche werden sie aber auch Kraftvoll und schnell mit sehr tiefem Stand geübt, um die Muskulatur stark, schnell und geschmeidig zu machen. Erlebt
habe ich die Brokate-Übungen auch in anderen Kampfkunst-Schulen, unter anderem im Japanischen, Koreanischen und sogar im Vietnamesischen. Gewöhnlich werden die Übungen jedoch langsam und
bedächtig ausgeführt.
Die Allgemeinen Auswirkungen der Acht Brokate sind: Kräftigung der Atmung, Muskeln, Sehnen, Bänder, Verbesserung der Beweglichkeit, Stabilisierung der Konzentration, Anregung der Durchblutung und
des Lymphflusses. Neben der Verbesserung der Stabilität der Körperhaltung und Kraft haben die Übungen auch positive Auswirkungen auf das allgemeine emotionale Wohlbefinden.
Jeder einzelnen Bewegung werden spezifische gesundheitliche Auswirkungen zugeschrieben. Die Übung mit den Fäusten stärkt zum Beispiel die Leber und die Muskelkraft. Bei der Ausführung wird darauf
geachtet, mit „funkelnden Augen wie ein Tiger“ zu schauen, so dass eventuell angesammelte Wut oder Ärger aus der Leber abgeleitet oder gar nicht erst gespeichert wird.
Die Acht Brokate werden meist im Stehen geübt. Es gibt aber auch die Variante im Sitzen auf dem Boden und auf dem Stuhl. Es ist möglich, die Übungen im so genannten „Hohen Stand“ auszuführen oder
aber auch im „Tiefen Stand“. Während der Übungen ist die Atmung ruhig und natürlich, der Wechsel von Anspannen und Entspannen sollte so natürlich sein wie möglich.
Text Divyam de Martin-Sommerfeldt